Irgendwann trifft es jeden Langfahrtsegler. Eigentlich weiß man es, doch man wähnt sich in trügerischer Sicherheit. Man erhält Warnungen von Kollegen und auch vom eigenen Schiff, aber man weiß es besser. „Mir wird das nicht passieren, mir nicht“ ist das Mantra, das man diesbezüglich vor sich herträgt, so wie der Kettenraucher, der glaubt, dass ihm das Rauchen sicherlich nicht schaden wird. Denn immerhin gewinnt ja auch fast jede Woche jemand im Lotto und der Jackpot wartet nur auf mich.
Dann steht man eines Morgens auf, geht genüsslich auf’s Klo und dann ist das Abflussrohr verstopft. Nämlich komplett. So wie langsam die Arterie beim Kettenraucher atherosklerotisch zusintert, so ist das auch mit dem Kloabflußrohr, nicht mit Cholesterin sondern mit Werwilldasschonsogenauwissen. Dann bildet sich irgendwann ein Scheißethrombus und der führt zum vollständigen Infarkt. Rien ne va plus, nichts geht mehr. Hätte man doch den zunehmenden Widerstand in der Klopumpe nicht ignoriert, sondern frühzeitig mit einer ernstzunehmenden Therapie begonnen! Eventuell hätte die Klospirale noch etwas bewirkt, oder die chemische Keule. Jetzt ist es zu spät, jetzt ist das Exkrement wortwörtlich am dampfen, es hilft nur noch eine radikale Lösung: ein Bypass muss her. Oder noch besser, das kaputte Gefäß wird ersetzt. Jedenfalls eine Operation am offenen Herzen.
Ohne auf die genaue Operationstechnik eingehen zu wollen, hier ein kurzer Überblick über die notwendigen Tätigkeiten:
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Operationsoutfit anlegen (am besten Einwegarbeitskleidung), reißfeste Handschuhe anziehen (und alle paar Minuten wechseln)
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Rohr möglichst leer saugen (mittels Schlauch und überdimensionierter Spritze)
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dann Rohr in kleinere Stücke zersägen, da es wegen der inneren Ablagerungen nicht mehr biegbar ist
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Rohr möglichst ohne Verlust von Inhaltsstoffen entfernen
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Weil das nicht möglich ist putzen, putzen, putzen
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Neues Rohr einziehen und mit Schlauchschellen an den entsprechenden Anschlüssen montieren.
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Dann wieder putzen, putzen, putzen, dabei das Werkzeug nicht vergessen.
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Gefühlte 1000x duschen.
Trotz erheblicher Verluste von Rohrinhalt und Arbeitsmaterialien (Küchenrolle, Wettex, Handschuhe) ist der Eingriff zwar nicht komplikationslos aber erfolgreich verlaufen. Alles in allem muss aber gesagt werden, dass dieser Tag in jeder Hinsicht ziemlich beschissen war.
