„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
Das stimmt zwar, aber zu jedem Anfang gehört auch ein Abschied.
Unser Anfang ist für uns ziemlich bedeutend. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, wir geben unser bisheriges Berufsleben auf und verändern unsere Wohnsituation dramatisch. Unser soziales Leben wird sich entscheidend verändern. In gewisser Weise verlassen wir Familie, Freunde und Bekannte.
Unser Abschied ist sehr umfassend und liegt deshalb schwer auf unseren Herzen.
Die letzten Wochen vor unserem Aufbruch sind geprägt von vielen Vorbereitungen, die To-do-Listen werden nicht kürzer sondern immer länger. Prinzipiell freuen wir uns sehr auf unseren neuen Lebensabschnitt, doch für echte Vorfreude bleibt kaum Zeit. Ängste und Bedenken bahnen sich den Weg in unsere Gedanken und insbesondere in unseren Schlaf. Was tun bei Sturm? Wird der Anker halten? Was ist, wenn wir krank werden? Werden wir finanziell Schiffbruch erleiden? Oder tatsächlichen? Später werden wir reflektieren und feststellen, dass in unserer von Sicherheit und Versicherungen geprägten Gesellschaft kaum Platz ist für Abenteuer. Wir sind nicht zuletzt von den Medien und insbesondere dem Boulevard auf Angst, Katastrophen, Mord und Totschlag getrimmt. Warum werden wir in unseren Träumen nicht von herrlichen Sandstränden, einer phantastischen Unterwasserwelt, tropischen Vogelparadiesen, lauschigen Strandbars und köstlichen Leckereien heimgesucht?
Für unser Haus finden wir entzückende Mieter. Eine Familie mit zwei erschreckend gut erzogenen Kindern, die sofort einen Platz in unseren Herzen erobern. Von der ersten Begegnung an ist unsere Beziehung mehr freundschaftlich als geschäftlich. Liebe Michaela, lieber Dominik, liebe Fanny, lieber Jakob, wir sind sehr froh, dass wir Euch gefunden haben, bzw. Ihr uns gefunden habt. Wir sind davon überzeugt, dass unser Haus bei Euch in guten Händen ist.
An einem Freitag unterzeichnen wir den Mitevertrag, am Montag darauf kündigen wir unsere Jobs. Unsere Chefs sind zwar nicht erfreut (das ist auch gut so), freuen sich aber mit uns und wünschen uns alles Gute. Dann beginnt die Verabschiedungsrunde bei unseren Kunden. Die Reaktion meiner Kunden, der Dank und die vielen netten Worte überraschen und rühren mich oft, Nicky ergeht es nicht anders.
Ich erhalte die Möglichkeit, mich von meinen ArbeitskollegInnen im Rahmen einer Firmentagung zu verabschieden. Nach 18 Jahren bei der Firma sind mir meine KollegInnen sehr ans Herz gewachsen und der Abschied wird sehr emotional. Meine Kolleginnen aus meinem Team versorgen uns mir einer Schatzkiste mit allerlei nützlich (z.B. Rum) und hoffentlich unnützen Dingen (z.B. kompostierbare Speibsackerl)
Sehr schwierig ist für uns der Abschied von Freunden. Wir veranstalten zwei kleine Feste, um noch einmal mit unseren Lieben zu plaudern. Wir fühlen uns sehr privilegiert, dass wir von so vielen überaus liebenswerten Menschen umgeben sind und uns so viel Freundschaft entgegenschlägt. Besonders freut uns auch, dass die Freunde unserer Tochter, die viel Zeit bei uns im Haus und Garten verbracht haben, noch einmal vorbei kommen. Wir werden Euch alle sehr vermissen!
Das Herz zerreißt es mir aber beim Abschied von meiner Familie. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was es für mich bedeutet, meine Lieben nicht in die Arme schließen zu können. Ob die Videotelefonie da wenigstens ein bisschen hilft wird die Zukunft zeigen.