Wir sind auf der Heimreise, also Richtung San Giorgio. In Umag legen wir einen Übernachtungsstopp ein. Es wird wieder ein gefährlicher Wind erwartet. Unser Lieblingsmarinero sagt uns zuerst eine Boje zu, macht dann aber aufgrund der Wetterwarnung einen Rückzieher. Statt auf die Boje geht es um den dreifachen Preis in die Marina. Macht nix, wir tanken Wasser, waschen 5 Waschmaschinen und reparieren das Klo, aber das ist eine andere Story.

In einer Ecke der Marina liegt ein Wharram Kat. James Wharram war ein begnadeter Segler und genialer Schiffskonstrukteur. Seine Schiffe basieren auf den tausende Jahre alten polynesischen Zweirumpfbooten und bestechen durch einfaches Design, hohe Funktionalität und die Möglichkeit, ein Schiff mit relativ einfachen Mitteln selbst zu bauen. Freunde von uns aus Klosterneuburg, Andrea und Tom, bauen schon seit einigen Jahren in Lignano an ihrem Wharram Kat. Und jetzt sehen wir einen echten Wharram in Urform, möglichst einfach, zwei Masten mit je einem baumlosen Gaffelsegel und ohne Deckshaus. Also keep it simple mag schon sein, aber ohne Deckshaus immer in der Sonne, das ist schon eine Herausforderung. Jetzt verstehe ich auch Andrea und Michael besser, die an einem Deckshaus schon seit langem feilen. Wir sind gespannt, wann wir das Schifferl zu sehen bekommen.

Szenenwechsel: Wir frühstücken in unserem Lieblingscafe am Hafen. An einer Boje hängt ein Wharram Kat, aber nicht der aus der Marina, sondern ein wunderschön bemalter und besser ausgestatteter. „Ja Mensch, das gibt es nicht, ja leckomio“ erschallt eine aufgeregte Frauenstimme im tiefsten Bayerisch. Andrea lacht uns an und wir begreifen schlagartig, wem dieser schöne Kat an der Boje gehört. Es folgen Umarmungen und viele G’schichterl aus Kloburg, den Kindern und natürlich von unseren Booten. „So eine Ketch ist wohl der Traum eines jeden Weltumseglers, hat der Bär (also der Michael) gleich gesagt, als wir in den Hafen gekommen sind“ meint Andrea, als wir stolz unsere GYPSEA präsentieren. Aber ihre GLEDA ist auch nicht von schlechten Eltern. Wir sind von der genialen Einfachheit und Eleganz begeistert. Das vom Bär erdachte und gebaute Deckshaus ist übrigens absolut sensationell.