Es ist Dienstag Morgen. Wir frühstücken früh und hastig und sind durchaus etwas aufgeregt. Die letzte Nacht war die erste nach dem Kranen, also auf dem Wasser, mit Geschaukel, Mondlicht, Sternenfunkel und allem was so dazu gehört. Es war herrlich und so haben wir auch geschlafen.
Heute geht es für uns los. Morgen wollen wir unsere Tochter Johanna und meine Eltern in Rovinj treffen. Johanna ist ja schon oft mit uns gesegelt. Meine Eltern kennen unsere GYPSEA bisher allerdings nur von Fotos und sind dementsprechend neugierig.
Der Wind hat sich dauerhaft schlafen gelegt, also motoren wir völlig entspannt Richtung Rovinj, wo wir kurz vor Sonnenuntergang in der Nordbucht ankern.
Der Zufall will, dass mein lieber vierbeiniger Freund Snowie samt Familie zur Zeit ebenfalls in Rovinj weilt. Snowie muss ich unbedingt wiedersehen, da nehme ich den Rest der Famile doch gerne in Kauf. Mit dem Dinghi hole ich die vier vom Steg ab: Meine Freundin und ehemalige Kollegin Claudia, Michael, Tochter Nina und natürlich Snowie, der leider kein Seehund ist und sich mit dem Dinghi erst anfreunden muss. Heldenhaft bringen unsere Freunde Gastgeschenke: Pizza und Bier, endlich die erste Mahlzeit an diesem Tag!
Wir verbringen einen angeregten, lustigen Abend, schwelgen in Erinnerungen und übersehen dabei fast die Zeit.
Am nächsten Tag gibt es das lange herbeigesehnte Wiedersehen mit meinen Eltern und unserer Tochter. Wir genießen die gemeinsame Zeit. Mein Papa ist mit seinen 87 Jahren nicht mehr so fit auf den Beinen, tapfer kämpft er sich jedoch den Weg zur Kirche hinauf, zu unserer Lieblingsbar mit Blick in den Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen holen wir meine Eltern vom Kai ab. Meine topfitte Mama springt behände aufs Boot. Ich bewundere meinen Papa, der trotz wackeliger Beine mit seinem Stock bewaffnet den schwierigen Schritt vom Kai auf das Boot wagt. Zum ersten mal sind meine Eltern an Bord, ich bin sehr stolz. Natürlich folgt eine ausführliche Bootsführung, dann segeln wir zu den vorgelagerten Inseln.
Das Wetter verschlechtert sich, der nächste Tag ist verregnet. Deshalb machen wir einen Ausflug aufs Land und besuchen meinen Cousin, der hier ein Haus besitzt. Wir werden überaus verwöhnt und phantastisch bekocht, was bei meinem Cousin eigentlich Standard ist. Nochmals vielen Dank, es war wunderbar!
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne vom Himmel und es weht eine angenehme Brise, bestes Segelwetter. Wir brechen auf in den Limski Kanal. Es ist für uns ein wenig eine Reise in die Vergangenheit. Vor vielen Jahren hat Papa in Porec das erste Hartschalenboot gemietet, ein kleines Draco, mit dem wir die gesamte Umgebung abgefahren sind (siehe dazu auch „Saisonabschluß im September“). Das ist fast 50 Jahre her und jetzt sind wir wieder da, leider fehlt mein Bruder.
Unsere gemeinsame Zeit geht zu Ende und der Abschied tut wieder sehr weh. Hoffentlich sehen wir uns bald in Split wieder.