Fuerteventura heißt nicht umsonst so, hier bläst es wirklich ordentlich. Und wir lernen einen an sich bekannten Begriff neu kennen: Wind Acceleration Zone: Wenn sich der Wind zwischen den Kanarischen Inseln hindurchpressen muss, beschleunigt er sich, er wird stärker und böiger. Zusätzlich kann dieser Effekt durch Berge bzw. Täler weiterhin verstärkt werden. Eh klar, haben wir doch im Segelkurs gelernt. Wir wollen nach Gran Canaria, in einigen Tagen holen wir dort unsere Tochter Johanna und ihren Freund Clemens vom Flughafen ab. Wir brechen also bei rund 15 kn auf, doch bereits kurz nach dem sicheren Hafen, dort wo so ein blödes Tal den Wind sammelt, frischt es kräftig auf. Gut, 35 kn bringen uns nicht mehr aus der Ruhe, aber es frischt weiter und als der Windmesser bei 48kn (knapp 90 km/h) steht drehen wir dann doch um. Kaum aus der Acceleration Zone wieder draußen ist alles wieder gut und wir ankern bei mäßigem Schwell direkt vor dem schönen Sandstrand mit Restaurantbegleitung. Auch gut.

Zwei Tage später klappt es dann doch. Zeitig in der Früh ist der Wind offensichtlich auch noch nicht wach. Die Überfahrt ist aufgrund der hohen Welle querab eher ungemütlich aber unspektakulär. Abends erreichen wir die Windabdeckung von Gran Canaria und checken in der Marina Pasito Blanco ein. Hätten wir uns sparen können, die Bucht vor der Marina wäre entgegen der Prognose von Navily perfekt ruhig gewesen. Macht nix, wir wollen sowieso ein Auto mieten und mit unseren beiden Gästen die Insel erkunden, da ist es doch gut sein Boot sicher in einer Marina zu wissen.

Die Wiedersehensfreude ist groß, am Flughafen fallen wir uns in die Arme. In den nächsten Tagen sausen wir mit einem schicken Audi Q2 über die Insel. Natürlich besuchen wir Maspalomas und die Playa de Ingles, einen riesigen Sandstrand. Woher der Sand wirklich kommt ist nicht 100% geklärt, einen Theorie behauptet, dass der Sand aus der Sahara nach Gran Canaria geblasen wurde. Hier ist jedenfalls schon mein Bruder Peter im Kleinkindesalter mit unseren Eltern und der von uns überaus geliebten Tante Grete durch die Sanddünen gekugelt, ich wurde als Säugling in der Heimat zurückgelassen. Jetzt habe ich diesen Erlebnis- und Bildungsrückstand aufgeholt, imposand.

Unsere Tour führt uns quer über die Insel ins Bergland, in den etwas grüneren Norden der Insel und schließlich nach Las Palmas, wo wir das wirklich eindrucksvolle Aquarium besuchen. Weniger eindrucksvoll aber trotzdem ein Pflichttermin: Shoppingbesuch beim IKEA inkl. Köttbullar-Jause.

Zwei ruhige Nächte (gut, da gehen die Meinungen bez. Schwell etwas auseinander) verbringen wir an der Westküste in einer recht offenen Bucht. Vorbeifahrende Fischer verkaufen uns frisch gefangene Sardinen. Wir wollen ein Kilo, wir bekommen einen Kübel. Die nächsten Tage werden zum großen Fischschmaus, jetzt haben wir aber von Sardinen die Nase einstweilen voll.