Mahon, die Hauptstadt von Menorca, empfängt uns mit offenen Armen. Wie schön ist es doch hier! Alles sauber und gepflegt, viele geschmackvolle Geschäfte, nette Lokale an bald jeder Ecke und Tapas, Tapas, Tapas!

Mahon liegt nach Sydney im zweitgrößten Naturhafen der Welt, außerdem strategisch günstig mitten im Mittelmeer. Kein Wunder, dass das auch die Engländer interessierte, die gleich mehrmals auftauchten und das Stadtbild nachhaltig prägten, mit einer Melange aus typisch spanischen und typisch englischen Elementen. Später kamen noch einige Jugensstilbauten dazu. Diese Mischung ist, so erstaunlich das auch klingen mag, durchaus sehr attraktiv.

Im Hafen gibt es schwimmende Plattformen, sogenannte floating islands, an denen man relativ kostengünstig sein Boot parken kann, was wir auch machen. Dann plündern wir den Mercadona, den hiesigen führenden Supermarkt. Wir müssen viel Proviant bunkern. Unsere lieben Freunde Sabine und Gerrit werden nämlich demnächst zu uns stoßen und 10 Tage mit uns segeln. Die beiden sind Wiederholungstäter und bereits das 3. mal bei uns an Bord. Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir uns gemeinsam in Valun auf der Insel Cres auf die Spuren der Tohuwabohu begeben. Diesmal wollen wir Menorca erkunden bzw. umrunden.

Das Wiedersehen ist äußerst herzlich, es macht wirklich Freude, so liebe Gäste an Bord zu haben. Nach einem sehr kulinarischen Abendessen in einem hervorragenden Tapas Restaurant in Mahon gehen wir eher zeitig in die Kojen.

Der Wind gibt die Route vor, wir werden versuchen, im Gegenuhrzeigersinn Menorca zu umrunden. Aber zuerst müssen wir raus aus Mahon und dem riesigen Naturhafen, dessen Ufer von Villenvierteln geziert werden. Da gibt es einiges zu sehen, Understatement ist hier nicht immer angesagt.

Menorca stand immer im Schatten von Mallorca. Während auf der großen Schwesterninsel schon seit dem 19. Jahrhundert der Tourismus blüht, der schließlich aus Mallorca Malle gemacht hat, blieb Menorca beschaulicher und landwirtschaftlich geprägt. Nur wenige Hotelkomplexe verunzieren die Küste, als Architekturinteressierter kennt Gerrit sie alle beim Namen und auch so manche Anekdote zu ihnen. Aber der größte Teil der Küstenlinie ist naturbelassen und unverbaut. Diese „Unterentwicklung“ entpuppte sich als Segen. In den 90ern wurden weite Teile der Insel unter Naturschutz gestellt. Sanfter (Natur-)Tourismus herrscht vor, wer Ballermann sucht wird herb enttäuscht, gut so!

Der Norden der Insel besteht zum guten Teil aus hohen schroffen Felsen, immer wieder unterbrochen von weitläufigen Buchten. Eine Besonderheit sind auch weit eingeschnittene fjordähnliche Täler, in denen sich auch die einzigen größeren Ortschaften befinden und die sichere Ankermöglichkeiten auch bei schweren Stürmen bieten.

Die Südküste hingegen ist flacher, zahlreiche eher kleine dafür malerische Buchten mit samtweichen Sandstränden sind in die Küstenfelsen eingebettet.

Gerade noch ist Vorsaison, in den Ankerfeldern ist zwar tagsüber durchaus was los, in den Nächten bleiben jedoch nur wenig Boote. Wir genießen die Ruhe, das warme Meer und natürlich unsere Gesellschaft an Bord, beginnen aber langsam auch unter der Hitze ein bisschen zu leiden. Ja es stimmt, es wird Sommer in Spanien.

Die Ankerplätze die wir aufsuchen haben allesamt klingende Namen. Im Norden sind das: Cala Arena de Moro, Cala Tortuga, Calo de Ses Mandres, Cala Addaia, Badia de Fornells, Cala Pregonda, Cala de Algaiarens. Im Süden: Cale Son Saura, Cale Galdana und Cala de Trebaluger.

Alle sind sie wunderschön, verfügen über einladende Sandstrände, sind tagsüber voll, in der Nacht einsam und ruhig.

Ganz besonders möchte ich aber 3 Plätze hervorheben:

Cala de Ses Mandres: von hier machen wir einen schönen Abendspaziergang durch die Macchie und schroffe Felsformationen zum Leuchtturm am Cap de Favaritx. Ausserdem ankert die ADIX direkt neben uns, die angeblich schönste Segelyacht, die in Mallorca je gebaut wurde. Der Wert wird auf 25 Millionen € geschätzt der laufende Betrieb kostet läppische 2,5 Mille pro Jahr. Kann aber auch keine schöneren Plätze aufsuchen als wir!

Die Cala Pregonda besticht durch bizzarre Felsformationen, die vom Meer in Jahrtausenden aus der Küste gearbeitet wurden, einfach märchenhaft (aber man will sich nicht vorstellen, was hier los ist, wenn der Mistral im Winter meterhohe Wellen hierher bläst).

In die Cala de Trebaluger mündet ein Flüsschen, das sich wirklich zum Entlangpaddeln lohnt. Die Bucht ansich ist etwas abgelegen, von hohen bewaldeten Felsen umgeben und verfügt über eine extrafeinen Sandstrand.

Wie immer fotografiert Gerrit ausgiebig und stellt uns seine Fotos zur Verfügung. Vielen herzlichen Dank!

Mahon liegt an der Ostseite Menorcas, Ciutadella, die zweite Stadt auf der Insel, genau im Westen. Die Marina ist zwar teuer, aber sehr geschützt und fast mitten im Zentrum. Zum Glück erwarten wir einen bösen Wind (der dann doch nicht kommt), da gibt es keine Ausreden, heute wird nicht geankert sondern angelegt. Ciutadella ist mit seiner mittelalterlichen Altstadt zauberhaft. An jeder Ecke gibt es ein entzückendes Cafe oder eine lauschige Bar, die engen Gasserln sind oft schattig. Wir genießen den einzigartigen Flair und einen sehr kulinarischen Abend. In der nahegelegenen Kathedrale findet ein feierlicher Gottesdienst inklusive Erstkommunion unter Anwesenheit des Bischofs statt, die anschließende Prozession führ direkt an unserem Restauranttisch vorbei, heute stimmt einfach alles!

Nach eine Woche haben wir Menorca umrundet und nehmen wieder einen Platz auf einer floating islands. Wir erwarten nämlich weitere Gäste. Doris und Mike kommen aus London angeflogen. Damit ist die alljährliche Altausseer Silvester- und Neujahrsskitourenrunde komplett. Normalerweise sehen wir uns dick eingemummt in Skigewand, diesmal steht das Badezeug im Vordergrund. Lustig ist es wie immer, wir unterhalten uns prächtig und haben viel Spaß. Zwei Tage sind wir zu sechst an Bord, dann verlassen uns leider Sabine und Gerrit. Schön war es mit Euch, wir werden Euch sehr vermissen. Und vielen Dank auch dafür, dass Ihr unsere saftigen Flüche beim Segeln, wenn sich wieder einmal eine Leine verhedderte, ein Segel partout nicht stehen wollte oder eine andere segeltechnische Katastrophe über uns hereinbrach, seelenruhig ertragen habt.

Mit Doris und Mike setzten wir die zweite Runde um Menorca fort. Tagsüber relaxen wir beim Baden oder Segeln. Unser neuer Parasailor bewährt sich prächtig. Aber auch der Wind ist viel stabiler und berechenbarer als wir das aus dem östlichen Mittelmeer gewohnt sind. Wir erleben sehr schöne und gemütliche Segeltage. Dank Mike erhält ein neuer Tagesordnungspunkt seinen fixen Platz, der 5 o’clock tea, pünktlich und gänzlich unabhängig von der Außentemperatur. So erholsam die Tage sind, am Abend geht es heiß her. Wir lernen das didaktisch wiewohl auch taktisch wertvolle Kartenspiel „Hose runter“, das zumindest vom Namen her sehr unserem Badestil entgegenkommt. Jetzt wissen wir, wie die Enkelkinder in England österreichische Kultur eingeimpft bekommen.

Wir wollen Doris und Mike Ciutadella zeigen, die Stadt die uns so begeistert hat. Die Marina antwortet auf keine unserer Anfragen, dafür ist am Ankerfeld erstaunlicher Weise viel Platz. Mit dem Dinghi geht es in die Altstadt – die komplett verwüstet ist. Alle Lokale haben zu, die Geschäftslokale sind mit Brettern verbarrikadiert, am Boden liegt jede Menge Dreck. Es war grad Dia De Sant Joan, ein riesiges traditionelles Fest, mit Pferderennnen und Reiterfestspielen mitten in der Stadt. Wir aber kommen dafür um einen Tag zu spät, jetzt schaut es hier so aus wie am ersten Vormittag nach dem Donauinselfest, allerdings bei 38°C. Wir ergreifen die Flucht, steuern eine Badebucht in der Nähe an und sind froh darüber, dass wir keinen schweineteuren Platz in der Marina ergattert haben. Glück muss man halt haben.

Auch diese Woche geht zu Ende. Mit schwerem Herzen verabschieden wir uns von Doris uns Mike.

Liebe Sabine, liebe Doris , lieber Gerrit, lieber Mike, Ihr ward eine echte Bereicherung an Bord. Es hat (eh wie immer) mächtig viel Spaß mit Euch gemacht und wir werden Euch sehr vermissen. Jetzt wird es wieder ruhig an Boot, daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen.

Dieses Jahr wird es wahrscheinlich nix mit den Jahreswechselskitouren. Aber vielleicht habt Ihr ja Lust uns in der Karibik zu besuchen? Vier Kojen sind immer frei für Euch!