Sabine und Gerrit haben uns verlassen, für Fadess war trotzdem keine Zeit. Unsere Freunde Navi und Peter sind spontan nach Istrien gekommen und besuchten uns für 2 Tage, was überaus erfreulich und lustig war.

Jetzt stehen wir allein und einsam in der Bucht von Pula. Das Handy signalisiert eine neue WhatsApp, Gerda meldet sich. Gerda kenne ich schon eine gefühlte Ewigkeit. Wir haben uns schon im Studium kennengelernt, dann hat sich unser Weg auch beruflich gekreuzt und wir haben die letzten Jahre intensiv gemeinsam gearbeitet. Es gibt auch Gerüchte, dass wir die eine oder andere heiße Sohle auf dem Tanzparkett riskiert hätten, aber darüber wollen wir schweigen.

Gerda ist soeben mit ihrem Mann in Rovinj, wir brechen spontan auf und motoren hin. Den gesamten nächsten Tag verbringen wir gemeinsam. Es tut schon sehr gut alte Freunde zu treffen.

Dann müssen wir noch einmal nach Izola zum Motorservice. Der Mechaniker besteht darauf, dass er persönlich nach der großen Revision das erste Service macht, immerhin war der Motor bis zur letzten Schraube in alle Einzelteile zerlegt.

Obwohl wir uns rechtzeitig anmelden, müssen wir 3 Tage auf das Service warten. Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber es tobt soeben die Algenpest in der nördlichen Adria. Unser Schifferl schwimmt im dicken Algenschleim, der nicht nur unappetitlich schleimig ausschaut, sondern auch genau so ist und riecht. Mit dem Baden wird es wohl nichts.

Wir nützen die Zeit für einen Ausflug mit dem Autobus nach Piran. Außerdem braucht ja nicht nur der Motor sondern auch eine Kühlbox ein Service. Nachdem beide Kühlboxen mit einer Wasserkühlung versehen wurden gefriert es in der einen Box, aber die Zweite hat den Geist aufgegeben. Der äußerst leutselige, humorvolle und sympathische Mr. Fridgerepairman kommt im Gegensatz zum Mechaniker pünktlich. Er ist der Meinung, dass wir einen neuen Kompressor brauchen, ebenso eine neue Steuerungselektronik. Die bekommen wir auch am nächsten Tag, aber es nutzt nix, die Kühlbox bleibt warm.

Es reicht uns. Wir wollen nur noch in den Süden und ins klare Wasser. In den frühen Morgenstunden nutzen wir den günstigen Wind und segeln los. So wie immer geht mitten am Weg der Wind aus. In vernünftiger Distanz ist Cervar-Porat mit einer kleinen Marina, da waren wir noch nie, also nichts wie hin.

Cervar Porat besticht mit unverkennbaren Tito-Flair mit allem was so an Architektur dazu gehört. Aber auch die Ruhe und Gelassenheit ist so wie im alten Jugoslawien, Charterflotten sind hier unbekannt. Urlaub so wie früher, es ist herrlich.

Nach mehreren Tagesetappen werfen wir unseren Anker in der Südbucht auf der Insel Ist vor dem Ort Ist. Auch hier ist die Zeit merklich stehen geblieben. Ganz in der Nähe ankert ein Boot, dass an eine kleineren Version von unserer GYPSAEA erinnert. Ist es aber nicht, sondern eine Nautikat, die durchaus noch etwas Pflege vertragen könnte. Heidi und Tim aus den USA, Illinois, haben ihr Boot um einen Pappenstiel gekauft, dafür war auch alles kaputt. Und da eine Bootsrenovierung immer länger dauert als geplant, leben die zwei jetzt eben auf Ihrem Boot und müssen unterwegs noch so einiges verbessern. Am Weg nach Griechenland werden wir uns hoffentlich noch öfters begegnen.

Laut Wetterbericht dreht der Wind von Nord nach Süd, deshalb suchen wir uns ein anderes Platzerl. Wir finden es am Nordspitz von Dugi Otok in der Zaliev Pantera bei Veli Rat. Hier gibt es für fast jede Windsituation den richtigen Liegeplatz. Und auch hier hast Du das am Ende der Welt Feeling, nicht jedoch bei den Preisen. Überhaupt ist Kroatien heuer unverschämt teuer geworden, was sich offensichtlich auch in den Besucherzahlen auswirkt. Wir hören von unausgelasteten Charterbooten und leerstehenden Apartments.

An der Nachbarboje macht ein Boot mit Österreichischer Flagge Fest. Andrea und Rudi sind seit über 50 Jahren ein gut eingespieltes Team und erfahrene Segler. Bei einem sehr netten Abend erfahren wir wichtige Tipps, die auch unseren weiteren Weg beeinflussen werden.

Am nächsten Morgen wollen wir den starken Wind aus nördlicher Richtung ausnützen und möglicht weit in den Süden fahren. Aber wie immer ist das mit dem Wind so eine Sache. Zuerst bläst er uns so ins Gesicht, dass wir kaum aufbrechen möchten, und wenn wir ihn dann wunderbar im Rücken haben und herrlich vor dem Wind segeln schläft er ein, eh klar. Laut Wetterbericht sollten wir 25-20 kn haben, aber der Wind hat den Wetterbericht wohl nicht gelesen.

Nicky genießt soeben das Buch „Richtung Horizont“ von unserer Freundin Birgit Hackl. Birgit und Christian sind mit Ihrer PITUFA seit 2011 unterwegs und seit einer gefühlten Ewigkeit in der Südsee. Aber auch diese beiden haben im Mittelmeer ihre Abenteuer gestartet. Im Buch schreibt Birgit: „Doch als wir in Jimmy Cornell’s „World sailing Routes“ blättern finden wir folgendesZitat: „In the meditarrenian one gets either too much wind or none at all, and what one gets is on the nose““. Unser Problem scheint also nicht gänzlich unbekannt zu sein.

Auf den Tip von Andrea und Rudi hin motoren wir nach Sali, nicht weil Sali so eine Perle ist, sondern weil es hier einen Supermarkt direkt am Pier gibt, sehr praktisch. Außerdem ist Sali ein perfekter Ausgangspunkt in den Telascica National Park. Wir nutzen die Stille und Kühle der Morgenstunden und radeln zu den wirklich beeindruckenden Aussichtspunkten. Gottseidank haben wir vorher nichts von den vielen Höhenmetern gehört, die sich uns in den Weg stellen, sonst wären wir vielleicht doch lieber im Bett geblieben.