die erste ausfahrt

Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, Windstille. Wir frühstücken mit Johanna, dann packen wir alles zusammen und bereiten uns auf unsere erste große Ausfahrt vor. Wir wollen nach Kroatien/Istrien. Das erste Ziel ist Umag, dort müssen wir einklarieren. Der Wetterbericht verspricht ein bisserl Wind zu Mittag und am frühen Nachmittag. Rolf hilft uns beim Ablegen, ein letztes Ahoi, dann tuckern wir aus dem Hafen, über den Fluss Corno in die Lagune, dann auf das offene Meer. „Wie oft seid ihr schon alleine mit der Gypsea gesegelt?“ fragt Jojo unvorsichtiger Weise. Unsere Antwort, nämlich „gar nicht“ trägt nicht zu ihrer Beruhigung bei. Aber das Wetter ist gnädig, es bläst ein schwacher Wind, wir hissen alle verfügbaren Segel und gleiten mit bis zu 5kn über das beinahe glatte Meer.

Entgegen unserer Befürchtungen läuft in Umag alles wie am Schnürchen. Wir legen am Zoll Steg perfekt an, klarieren problemlos ein, verlegen Gypsea an die Hafenmole und feiern ausgiebig unsere erste echte Ausfahrt. Wir sind mächtig stolz.

Der nächste Tag beginnt langsam und gemütlich. Wir wollen lediglich ein paar Buchten weiter ankern und den Tag verbummeln. Unsere Verwandten Simone und Alfred sind nicht ganz zufällig in der Gegend, kommen uns besuchen und unser Boot bestaunen. Abends ist es ist windstill, der Wetterbericht unspektakulär und der Anker liegt gut. Wir bereiten uns auf eine ruhige Nacht vor und gehen zeitig ins Bett.

Mitten in der Nacht weckt mich ein ungewohntes Geräusch, eine Art gluckerndes Glucksen, wie wenn sich ein feiner Wasserstrahl in eine Pfütze ergießt. Ich schrecke auf, Puls und Blutdruck ebenfalls. Nicky liegt neben mir und schläft herrlich friedlich. Pech, damit ist jetzt Schluss! Ich wecke Nicky, immerhin blubbert offensichtlich irgendwo Wasser ins Boot, wir werden wahrscheinlich sinken! Hastig werden Bodenbretter gelüftet und die Bilge kontrolliert – alles staubtrocken, aber es gluckst weiter. Immer tiefer dringen wir in den Bootsrumpf vor. Mit fledermausspitzen Ohren versuchen wir das Leck zu orten. Ganz klar, das kommt aus dem Tank und der ist im Kiel. Wir schrauben die Alu-Abdeckplatten über dem Kiel ab, dann kommen die unzähligen Schrauben an der Tankputzöffnung dran. Ich stecke den Kopf tief in den Tank und erkenne – nichts. Alles ist so wie es sein soll, aber das Glucksen wird umso lauter, je tiefer ich den Kopf in den Kiel stecke. Dieses Geräusch, das an einen feinen Wasserstrahl erinnert, stammt offensichtlich von den Tieren im Meer, die nächtens den Meeresgrund abgrasen. Der Metallrumpf hat dieses Geräusch verstärkt und uns so um den Schlaf gebracht. Wir schrauben wieder alles zu und gehen gegen 4:00 erschöpft aber beruhigt wieder schlafen. Es gluckst noch immer.

Comment 01

  1. Jojo

    Juni 3, 2024

    Hahahaha papa schön geschrieben ❤️🫰🏼 vermisse euch

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