„Einsam ist der Seemann und weit ist das Meer“
Aber noch sind wir ja nicht im Meer, sonder in der Werft von Izola und versuchen unser Boot zu renovieren. Und Einsamkeit? Ganz im Gegenteil! Das liegt einerseits an den zahlreichen Besuchen aus der Heimat und andererseits an unseren LeidensgenossInnen, den anderen Werfties, die ebenfalls ihre Boote renovieren und das gleiche durchmachen wie wir.
Angefangen hat es damit, dass unsere Freunde, Sabine und Gerrit, uns via Trieste nach Izola transportierten, wofür wir ihnen unglaublich dankbar sind.
Kaum haben sie sich von uns verabschiedet, habe ich einen andere Sabine am Telefon. Sabine lernte ich an meinem ersten Tag in der Firma kennen, also vor ziemlich genau 18 Jahren. Seit damals schätzen wir einander sehr und sind befreundet. Mit Schwester und Mutter macht sie gerade ein paart Tage Urlaub in Piran, nicht zuletzt um Mamas Geburtstag zu feiern. In diesem Moment sitzt sie gerade in einem Cafe in Izola…….
Es wir ein äußerst lustiger Nachmittag. Wir sitzen alle gemeinsam bei uns im Salon und der Schmäh rennt. Der nachmittägliche Wein macht uns hungrig, also gehen wir abends gut futtern. Wohin? Natürlich ins Morski Val, dort treffen sich alle Segler.
Erwin, unser Bootsnachbar in der Werft und seit mehreren Jahren fixer Bestandteil der Yachtgemeinde in Izola begleitet uns und stellt uns gleich Angelika und Peter vor. Angelika und Peter wollten vor mehreren Wochen ihre Bavaria ins Wasser kranen, aber natürlich war das Boot noch nicht fertg serviciert, ev. „next week“. Wir kennen mittlerweile die Bedeutung von „tomorrow, 9 o´clock“ und sind neugierig, was mit „next week“ wohl gemeint sein könnte.
Es wird ein sehr vergnüglicher Abend, am nächsten morgen haben wir vom Lachen einen Muskelkater im Bauch.
Bea und Wolfgang, unsere Freunde aus Saalfelden, die uns auch diese Werft empfohlen haben, tuckern mit ihrer MAGELLAN heran. Eigentlich wollen sie nur das Antifouling erneuern, aber vom Getriebe kommen seit kurzem so komische Geräusche. Noch wissen sie nicht, dass sich ihr Aufenthalt an Land entscheidend verlängern wird, was einerseits am Getriebe liegt, andererseits an Wolfis Untersuchung des Kiels mit der Bohrmaschine, aber das ist eine andere Story.
Wie gesagt, noch wissen sie nichts von den kommenden Schwierigkeiten. Wir feiern unser Wiedersehen, natürlich im Morski Val, wo die KellnerInnen uns schon beim Namen kennen und die Getränke automatisch auf den Tisch kommen.
Lothar, ein lieber Freund vom Skitourengehen, ist junger begeisteter Opa und begnadeter Skipper. Das regnerische Wetter überredet ihn und seine Crew einen Stopp in Izola einzulegen. Wir besuchen abwechselnd unsere Boote und selbstverständlich das Morski Val.
Barbara und Michi kennen wir seit den Kleinkindertagen unserer Töchter. Neugierig auf unser Boot und gut gelaunt kommen sie bei uns vorbei. Wir verbringen einige sehr nette gemeinsame Tage, Schwelgen in Erinnerungen und schmieden Pläne für zukünftige Segeltörns.
Ich muss Nicky in ihrer Arbeit unterbrechen, ein wunderschöner alter Schoner aus Holz unter österreichischer Flagge nähert sich der Kranbox. Wir lernen Nick und seine Crew kennen. Nick, ursprünglich Engländer mit einem wunderschönen und glasklaren Englisch, hat viele Jahre in Kärnten gearbeitet, ist mittlerweile in Pension und lebt in der Nähe von Villach. Dort hat er ein uraltes Haus liebevollst renoviert. Das war offensichtlich nicht Arbeit genug, nebenbei hat er aus seiner 90 Jahre alten ESCAPE ein Schmuckstück gemacht. In dem ursprünglich rustikalen Fischerboot hat Nick alle originalen Teile belassen und mit meist selbst angefertigten Möbeln aus altem Teakholz ergänzt, Prunkstück ist der 200 Jahre alte Salontisch. Da Nick fast alles selbst repariert, ist er auf die Werftarbeiter nicht angewiesen und dementsprechend entspannt. So oft es die Zeit zulässt besuchen wir uns gegenseitig auf unseren Booten und halten ein launiges Schwätzchen.
Nicky und mir reichts! Seit Wochen arbeiten wir sicherlich 12 Stunden am Tag, eigentlich wollten wir dem Müßiggang fröhnen. Wie die Maurer lassen wir alles fallen, schwingen uns auf die Räder und fahren nach Izola in ein Cafe und schauen den Menschen beim Vorbeiflanieren zu. „Herr Professor Hödl!“ höre ich mich rufen. Tatsächlich, Prof. Walter Hödl, der uns einst zu einem wissenschaftlichen Projekt nach Venezuela geschickt hat (https://sciencev1.orf.at/science/news/29822, https://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm-resp/data/uploads/Redaktion/das%20naturhistorische/Das_Naturhistorische_04.pdf), steht vor uns. Es wird ein herzliches Wiedersehen und es bleibt nicht bei einem Bier, zuerst bei uns am Boot, dann in einer Strandbar.
Die viele Arbeit und der Ärger der Bootsrenovierung lastet manchmal schwer auf uns. Aber die vielen sozialen Kontakte, neuen Freundschaften und Besuche von alten Freunden bereichern unser Leben ungemein.